Reisetagebuch

12 Zealand-Tonga-Samoa-Wallis bis 08.2012

Mitte Juni 2012 hat das Segelfieber uns wieder im Griff. Es sollte wieder in wärmere Regionen gehen. Der Südwinter steht vor der Tür. Von Whangarei zur Küste sind es 3 Stunden auf dem River, um die neu gewartete Motorenanlage zu testen. Der Zoll ist zur Stelle, und so können wir nach kurzer Zeit Kurs auf's Königreich Tonga nehmen. Karte dazu Bild 12-001. Mit uns segeln der Cat Enola und später kommt noch Kira aus Zelle hinzu. Knapp nördlich NZ liegt ein schweres Sturmtief mit mehr als 80 kn Wind, auf dessen Rückseite wir auf gute Winde hoffen. 1 Tag später war dann Flaute. Motor an und weiter.

Pech, nach 30 Minuten streiken beide Maschinen. 6 Stunden zwischen Motor und Tankraum waren nötig, um den Fehler zu finden. Die Zu- und Rückleitung vom Tank zum Motor hatte der tolle Mechaniker gleich an beiden Maschinen vertauscht. Er war auch noch der teuerste Mechaniker. So kam, nachdem einige Liter im Tank fehlten, fast nur noch Luft am Motor an. Da die Schläuche durch ein Schott gehen, war dies nicht gleich erkennbar, alles bei 3 m Welle und fürchterlichem Geschaukel, da kaum Wind herrschte. Bei wechselnden Winden erreichten wir nach 6 Tagen das auf dem Weg liegende Minerva Reef. Und der Tiefkühler füllt sich langsam wieder mit Fisch.

Am 4. Tag weiter nach Tonga Tapu. Es war mir zu unruhig im flachen Reef bei Hochwasser. Zu viele Wellen kamen hereingelaufen. Zur Abwechslung nachts Wassereinbruch im Vorschiffsbereich. Eine Borddurchführung war gebrochen. Pfusch von der Hersteller-Werft, da diese Entlüftung nur von innen angeklebt war, ohne Wanddurchführung. Tonga Tapu, die südlichste Insel, erwartete uns mit feinem Wetter. Die Hauptstadt Nuku Alofa (3000 Einwohner) ist in Lila gehüllt seit der alte König gestorben war. Eine Inselrundfahrt brachte uns viel von dem armen Land näher.

Wie schon vom letzten Besuch in 2011 hier berichtet, hat auch an dieser südlichen Inselgruppe die Kirche einen ungeheuren Einfluss und Macht. Frühes 16. Jahrhundert würde ich meinen. Auf 8 Familien in etwa eine Kirche. Viele prunkvoll, daneben die armseligen Behausungen. Den Grossteil der Einkünfte der Menschen kassieren die Kirchen. Wenn schon die Tochter des Königs dieses Kirchenverhalten kritisiert, sollte es einem zu denken geben. Das Business mit Gott scheint fast im ganzen Pacific gut zu laufen. Trotzdem ein wunderschönes Land und nette gottes- und teufelsfürchtige Menschen. Von Tonga sind nicht so viele Bilder hier dabei, da ich schon 2011 in Bericht 10 vieles zeigte.

Tonga teilt sich in 4 Inselgruppen in N-S Richtung über 340 sm auf. 60 sm nördlicher beginnt die Haapei Inselgruppe. Hier geht schon alles beschaulicher zu. Ein Besuch im kleinen Hospital zeigt, dass es auch einfach geht. Ärzte und Zahnärzte haben, wie fast im ganzen Pacific, unterschiedliche Ausbildungsstufen, verglichen bei uns von Hifsschwester bis Arzt. So ist dann auch das Behandlungsangebot. Aber über Extraktion und einfache Füllungen geht es nie hinaus. Allein zum Hospital zu kommen ist für viele schon unbezahlbar und zu weit. Für Aufwändigeres geht man ins Ausland, ebenso in der Medizin, falls man das Geld dazu hat. Sonst gibt man sich eben in Gottes Hand. Am nächsten Tag ein Anruf vom deutschen Katamaran Enola: Mastbruch. Wir fahren 40 sm zurück um zu helfen.

Auf den kleinen Inseln geht es sehr traditionell zu. Von den Pandanuss-Blättern werden Fasern gebildet, gebleicht, getrocknet, um sie dann für viele Dinge vom Hausbau bis Kleidung zu verwenden. Oft haben wir einheimische Gäste an Bord, und zahnmedizinisch ist gut zu tun. Es folgt die Vavau Inselgruppe, wo wir schon letztes Jahr verweilten, und zum Schluß die Niuaputapu Gruppe, wo ich erfolgreich Langusten mit Nico fing- neben vielen Zahnbehandlungen.

So langsam mussten wir uns auf den Weg nach Samoa machen. Bekannte besuchen uns da, um ein Stück mitzureisen. Auf der Strecke dahin nachts ein kräftiger Schlag an die Bordwand. Wohl ein Zusammenstoß mit einem Wal, die sind hier häufig unterwegs. 24. Juli laufen wir in Apia, Insel Upolu, in West Samoa ein. Samoa gliedert sich in 2 Teile, der Ostteil = US Samoa, also amerikanisch, und Westsamoa mit den Hauptinseln Upolu und Savaiì, den traditionelleren Inseln. Die Deutschen waren hier vor dem 1. Weltkrieg sehr rege, brachten Wohlstand und Arbeit mit Kokosnuss Anbau.

Einige Tage verbleiben wir, um Upolu und Stadt Apia mit dem allmorgendlichen Polizei Musik Aufmarsch zur Flaggenparade zu erkunden und das Schiff wieder klar zu machen, dann kommen auch schon Helga und Ralf nachts angereist. Nach kurzer Eingewöhnungszeit ins tropische Klima geht es mit Auto und Fähre zur Nachbar-Insel Savaiì, wo noch vieles urtümlicher ist. Eine Inselumrundung zeigt viel von der Kultur, die hier noch gelebt wird, dem offenen Baustiel ohne Wände, Blow Holes, Lava Felder und einige Mythen. Übernachtet wird in offenen Beach Fales aus Kokos und Pandanuss Blättern.

Nach 2 Wochen in Samoa segeln wir in 2 Tagen zum französischen Wallis Atoll bestehend aus einem Dutzend kleinerer Inseln. Es gibt wieder Baguette, Käse und viele uns bekannte Spezialitäten. Eine Menge französischer Lehrer und Beamte arbeiten hier auf Zeit. Kein Wunder, man lebt fast im Paradies, bekommt bis zu 100 % Gehaltszuschlag, zum Teil freies Auto und Haus. Rückflüge ins Mutterland inclusive. Da es zur Zeit zu viele Lehrer hier gibt, arbeiten die immer 2 Wochen, dann 1 Woche frei. Maximal 3 Jahre geht das, dann zieht man weiter zur nächsten französischen Gruppe wie French Polynesien, New Caledonien, Réunion oder gönnt sich mal wieder einige Jahre im Mutterland Frankreich zu normaler Bezahlung. Ein Arbeiter bei Renault müsste mit dieser Kenntnis, wo seine Steuer hingeht, verzweifeln.

Ja, die Inseln haben viel Vegetation, es wächst fast alles an tropischem Gemüse und Obst. Man kann hier gut und zufrieden leben. Alles ist teuer, eben dem Einkommen der Staatsbediensteten angepasst. Den Ausgleich der normalverdienenden Inselbewohner findet man dazu in der französischen Sozialhilfe. Kein Wunder, dass die Mutterland-Franzosen hier nicht so beliebt sind. Werden durch sie doch die Preise nach oben getrieben. Nach einer Woche geht der Sprung weiter ins 3 Tage entfernte Fiji.

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